Auftreten von Schimmel in Innenräumen
Schimmelpilze sind ein natürlicher und notwendiger Bestandteil unserer belebten Umwelt. Sie vollenden den Lauf des Lebens. Organische Produkte werden durch sie abgebaut.
Schimmelpilze benötigen für ihr Wachstum Feuchtigkeit, Wärme und ein abbaubares Substrat.
Ihre Verbreitung erfolgt über Sporen durch die Luft. Diese sind immer in unserer Außenluft vorhanden. Besonders im Herbst gibt es in unserer Umgebungsluft sehr viele Sporen.
Ihre Nährstoffe beziehen sie aus einem biologisch abbaubaren Grundstoff dem Substrat. Hierbei sind sie sehr genügsam. Einigen Pilzen reicht bereits etwas Hausstaub auf einem Spiegel.
Die benötigten Temperaturen liegen in Innenräumen immer im idealen Bereich zwischen 6° und 50°C.
Sie lieben die feuchte Umgebung. Ab ca. 65-70% relativer Oberflächenfeuchte beginnen sie zu wachsen.
Es genügen 5 aufeinander folgende Tage mit einer relativen Oberflächenfeuchte von 80% für das Auftreten von Schimmelpilzen.
Daher ist die einzige Stellschraube zur Vermeidung von Schimmel im Innenraum, die relative Oberflächenfeuchte unter 70-80% zu halten.
Sofortmaßnahmen zur Schimmelabwehr
Ist Schimmel in Innenräumen aufgetreten heißt es unverzüglich zu handeln, da Schimmel gesundheitliche Probleme hervorrufen kann.
Daher empfehle ich folgende Vorgehensweise:
- Erstberatung mit Inaugenscheinnahme des Schimmelschadens vor Ort.
- Aufstellen einer Gefährdungsbeurteilung
- Desinfektion* der betroffenen Bereiche
- Evtl. Einkapseln oder Abschotten der gefährdeten Bereiche
- Planen und festlegen der Maßnahmen für die Ursachensuche, den Sanierungsbereich und der nötigen Sanierungsmaßnahmen
*Eine Desinfektion beseitigt nicht die Ursache für den Schimmelschaden, sie ist nur eine Maßnahme zur Eindämmung des durch Schimmel, Mikroben und Bakterien befallenen Bereichs.
siehe auch Schimmelpilzsanierungsleitfaden des UmweltBundesAmtes
Gefährdungsbeurteilung
Die Einteilung in einzelne Gefährdungsbereiche und Gefährdungsklassen ist ausschließlich für die Arbeitssicherheit der eingesetzten Sanierungskräfte gefordert.
Eine Gefährdung für den jeweiligen Nutzer kann hieraus nicht abgeleitet werden.
In der Handlungsanleitung der Berufsgenossenschaft BAU werden die erforderlichen Schutzmaßnahmen detailliert beschrieben. In der BGl 858 werden die Arbeiten in Gefährdungsklassen 0,I,II,III , entsprechend der Intensität des Schimmelvorkommens und der voraussichtlich benötigten Arbeitszeit eingeteilt.
Entsprechend dieser Vorlagen werden die Gefährdungsbereiche eingeteilt. Ebenso werden die Schwarz/Weiß Trennung, die „Bauhygiene“ sowie nötige Raumabtrennungen sowie die unmittelbare Verbringung schimmelbelasteter Bauteile nach Außen und deren Entsorgung u.ä. geregelt.
Vor einer Sanierung müssen die betroffenen Räume ausgeräumt oder die nicht betroffenen Bereiche abgedeckt werden. Bitte beachten Sie, dass aber eine Sporenbelastung der Möbel, Polster, Textilien und aller weiter gelagerten Produkte bereits vorhanden sein kann. Eine Reinigung/Desinfektion dieser Materialien muss vor dem Ausräumen erfolgen.
Die Sporenbelastung kann bei der Sanierung kurzzeitig auf weit über das 1000 fache ansteigen. Ohne die in BGl 858 genannten Schutzmaßnahmen ist beim Ausbau des „Schimmels“ mit einer weit größeren Verschleppung zu rechnen. Diese ist auf jeden Fall zu vermeiden.
Schimmel und Gesundheit
Nach dem“ abgestimmten Arbeitsergebnis des Arbeitskreises „Qualitätssicherung-Schimmelpilze in Innenräumen“ am Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg“ können sich Schimmelpilze auf verschiedene Weise gesundheitlich auswirken :
Allergene Wirkung (vermehrte Allergische Reaktionen der Bewohner)
Toxische Wirkung (tritt weniger oft in Erscheinung)
Infektiöse Wirkung (spielt v.a bei immungeschwächten Menschen eine Rolle)
Geruchsbelästigung (kann die Lebensqualität beträchtlich beeinflussen)
Auch die Vermutung, dass eine Schimmelpilzbelastung in einem Gebäude vorliegt, basiert meist auf folgenden Gegebenheiten:
Muffig-moderiger Geruch (olfaktorisch nachweisbar)
Feuchteflecken (visuell nachweisbar)
Farbige dunkle Flecken – oft schwarz, grün, dunkelbraun auch weiß mit Flaumbildung
Ungeklärte Ursache für Krankheiten wie Allergien oder Atemwegserkrankungen
Bei Verdacht eines auf Schimmel basierenden Krankheitsverlaufes wenden Sie sich bitte an Umweltmediziner oder an umweltmedizinische Zentren.
Vermeidung von Schimmel und Feuchte
Schimmel benötigt zum Wachstum etwas Substrat (Hausstaub auf Fliese oder Silikonfuge im Bad genügt), moderate Temperaturen (herrschen im Innenbereich immer) und eine erhöhte Feuchte (ab ca. 70% relativer Luft-/Oberflächenfeuchte). In einer sauberen trockenen Wohnung hat Schimmel keine Chance.
Verhaltensregeln zur Vermeidung von Schimmel und Feuchte:
In der kalten und feuchten Jahreszeit sollten auch weniger genutzte Räume nicht auskühlen.
Optimierung der Lüftungsgewohnheiten (Hygienische Querlüftung). Ein wiederholtes Stoßlüften (etwa viermal täglich für 10-15 Minuten) mit weiter Öffnung der Fenster und Türen bei nicht ausgestellter Heizung ist der ständigen Spaltlüftung vorzuziehen, da hierbei die Innenraumluft vollständig ausgetauscht wird und die Umfassungswände nicht auskühlen. (siehe Lüftungsanleitung Künzel) Einrichtungsgegenstände nicht direkt an die Wände stellen, sondern Abstand für die Luftzirkulation lassen.Durch Luftbefeuchter an Heizkörpern und durch Zimmerspringbrunnen entsteht zusätzliche Feuchtigkeit und unter Umständen ein
Eintrag von Keimen in die Raumluft.
Deshalb:
- Keine Luftbefeuchter dauernd benutzen, es sei denn die Luftfeuchtigkeit ist zu niedrig (unter 30%) und ein Ausgleich durch zeitweiligen Betrieb ist sinnvoll.
- Räume bei Nichtnutzung nicht völlig auskühlen lassen. Schlafzimmer tagsüber beheizen.
- Raumtemperatur nicht unter 19°C.
- In Feuchträumen und Küchen Dunstabzug mit Außenanschluss installieren.
- Abfalleimer, insbesondere aber Sammelbehälter für Bio und Restmüllabfälle, häufig entleeren und reinigen. (Schimmelpilzallergiker sollten den Behälter nicht selbst reinigen)
- Nach dem Duschen oder Baden das Badezimmer ausreichend lüften.
- Nach dem Kochen lüften.(Auch wenn Dunstabzug eingeschaltet war!)
- Feuchte Schuhe, Kleider, Ledersachen oder ähnliches nicht in Schränken lagern.
- Keine Wäsche in der Wohnung trocknen.
- Keine dichten, raumhohen Vorhänge in Fenster- und Eckbereichen (Wärmebrücken) beziehungsweise in Bereichen mit unzureichender Luftzirkulation verwenden.
Die heutigen Häuser sind im Vergleich zu Häusern aus den 70iger Jahren „High tech Gebilde“. Zu jedem Haus muss bei Bezug oder Bewohnerwechsel die „Bedienungsanleitung“ übergeben werden. Dazu gehört auch –„Wie lüfte ich richtig“. Als Alternative ist eine elektronisch gesteuerte mechanische Zwangslüftung zu sehen.
Für die Vorbeugung gegen Schimmelpilze empfehle ich genügend zu heizen und die Luftfeuchte immer unter 55% zu halten. Zur Kontrolle genügt ein einfacher Hygrometer mit Thermometer aus dem Fachhandel.